Sonntag, 9. November 2014

Freemium-Apps: Ethisch vertretbar?

Der interessante und informative Vortrag an der Berner Fachhochschule von Beni Hirt über Economy-Apps animierte uns dazu, uns in das Thema zu vertiefen. Dabei führten wir Diskussionen über einen bestimmten Teilbereich, welcher während dem Gastreferat angestreift wurde und aus ethischer Sicht von vielen Experten in Frage gestellt wird: Die Thematik der sogenannten „Freemium-Apps“.

Betrachten wir zum Einstieg, wie gehabt in unserem Blog, die Definition des Begriffes.  Das Wort „Freemium“ besteht gemäss wirtschaftslexikon.de aus den beiden Wörtern „free“, für kostenlos, und „premium“, in diesem Zuammenhang übersetzt mit Kostenaufschlag. Im Marketingbereich spricht man interessanterweise von einer Premiumstrategie, wenn Produkte und Dienstleistungen bewusst zu höheren Preisen angeboten werden. Wie im Verlauf des Posts bemerkbar wird, besteht durchaus eine Verbindung.

Freemium-Apps zeichnen sich also dadurch aus, dass sie einerseits in den App Stores gratis gedownloadet und anschliessend verwendet werden können, wobei andererseits die Freischaltung von bestimmten Funktionen kostenpflichtig ist. Die Apps können aus den verschiedensten Kategorien stammen, am meisten verdienen die App-Entwickler allerdings mit Spielen. Das Prinzip ist bei den meisten Freemium Games dasselbe: Der Spieler bezahlt, um den Spielverlauf zu beschleunigen. Je mehr Geld man investiert, desto schneller kommt man im Spiel voran. Der Sinn dahinter erscheint naheliegend: Dadurch, dass das der Download des Spiels kostenlos angeboten wird, erreicht man mehr potentielle Kunden. Im Verlauf des Spiels beginnt jedoch der Spielfluss zu stocken. Um diesen wieder anzukurbeln, sind Zahlungen nötig, bei denen echte Währung in eine virtuelle, unechte Ingame-Währung eingetauscht wird. Durch einzelne kleinere Zahlungen verliert man schnell den Überblick, wie viel man für die App bereits ausgegeben hat. Besonders Kinder und Jugendliche können ihre Ausgaben für Freemium-Games nicht einschätzen. Aufrufe wie im folgenden Bild dürften die meisten Smartphone Besitzer bereits mehrere Male gesehen haben…



…wobei dieses Bild beim einen oder anderen App wohl eher zutreffen würde:


Das Freemium-Geschäftsmodell wird ebenso in anderen Kategorien erfolgreich verwendet, namentlich in News-, Musik-, Entertainment-, Schulungs- und Social Networking-Apps. Der Grundsatz ist jedoch überall der Gleiche: Damit die Erwartungen an die „kostenfreien“ Apps erfüllt und Features freigeschaltet werden, muss man schlussendlich bezahlen. Die Macher der gesellschaftskritischen Zeichentrickserie South Park haben dem Thema eine ganze Folge gewidmet. Trotz der ausgeprägten Satire und des schwarzen Humors wird das Freemium-Prinzip ziemlich treffend auf den Punkt gebracht. 




Auch wenn man die Moral des Freemium-Geschäftsmodells in Frage stellen kann, so ist die Tatsache, dass man damit gut Geld verdienen kann, unbestritten. Zwar sind im App Store Google Play weniger als die Hälfte aller Heruntergeladenen Apps auch Freemium-Apps, trotzdem machen diese 98 % des Umsatzes aus.



Als angehende Betriebsökonomen können und wollen wir dies gewiss nicht ausser Acht lassen und haben, basierend von den Inputs von Beni Hirt und von der Haward Business Schoolentsprechend einige Tipps zur Lancierung einer vernünftigen und seriösen Freemium-App zusammengetragen.

  • Es soll von Beginn klar sein, welche Features gratis sind und für welche bezahlt werden muss. Dies soll für den Kunden bereits beim Download der App ersichtlich sein.
  • Der Kunde muss den für ihn entstehenden Mehrwert durch ein Upgrade verstehen können. Das Geschäftsmodell darf also nicht zu kompliziert aufgebaut sein.
  • App-Trends und deren Lebenszyklen sollten berücksichtigt werden. Ein gutes Timing für die Lancierung der App ist empfehlenswert.
  • Push-Nachrichten sind sinnvoll, sie dürfen jedoch nicht im Übermasse an den Kunden geschickt werden. Irgendwann nervt sich der Kunde und löscht die App.
  • Innovation ist unabdingbar. Der Wert der App muss stets erhöht werden (Prozesse vereinfachen, neue Features anbieten etc.)
  • Free-Members, also Kunden, welche nicht für die erweiterten Funktionen zahlen, dürfen nicht unterschätzt werden. Ihr Wert für das Unternehmen definiert sich durch ihre Weiterempfehlungen.
  • Kundenservices mit der Möglichkeit für den Kunden, sich in Form von Realtime-Interaktion an den Anbieter zuwenden, erhöhen den Wert der App.


Daniel Gygax und Pascal Gafner

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