Der interessante und
informative Vortrag an der Berner Fachhochschule von Beni Hirt über
Economy-Apps animierte uns dazu, uns in das Thema zu vertiefen. Dabei
führten wir Diskussionen über einen bestimmten Teilbereich, welcher während dem
Gastreferat angestreift wurde und aus ethischer Sicht von vielen Experten in Frage gestellt wird: Die Thematik der sogenannten „Freemium-Apps“.
Betrachten wir zum
Einstieg, wie gehabt in unserem Blog, die Definition des Begriffes. Das Wort „Freemium“ besteht gemäss wirtschaftslexikon.de aus den beiden Wörtern „free“, für
kostenlos, und „premium“, in diesem Zuammenhang übersetzt mit Kostenaufschlag.
Im Marketingbereich spricht man interessanterweise von einer Premiumstrategie, wenn
Produkte und Dienstleistungen bewusst zu höheren Preisen angeboten werden. Wie
im Verlauf des Posts bemerkbar wird, besteht durchaus eine Verbindung.
Freemium-Apps zeichnen
sich also dadurch aus, dass sie einerseits in den App Stores gratis
gedownloadet und anschliessend verwendet werden können, wobei andererseits die
Freischaltung von bestimmten Funktionen kostenpflichtig ist. Die Apps können
aus den verschiedensten Kategorien stammen, am meisten verdienen die
App-Entwickler allerdings mit Spielen. Das Prinzip ist bei den meisten Freemium
Games dasselbe: Der Spieler bezahlt, um den Spielverlauf zu beschleunigen. Je
mehr Geld man investiert, desto schneller kommt man im Spiel voran. Der Sinn
dahinter erscheint naheliegend: Dadurch, dass das der Download des Spiels
kostenlos angeboten wird, erreicht man mehr potentielle Kunden. Im Verlauf des
Spiels beginnt jedoch der Spielfluss zu stocken. Um diesen wieder anzukurbeln,
sind Zahlungen nötig, bei denen echte Währung in eine virtuelle, unechte Ingame-Währung
eingetauscht wird. Durch einzelne kleinere Zahlungen verliert man schnell den
Überblick, wie viel man für die App bereits ausgegeben hat. Besonders Kinder
und Jugendliche können ihre Ausgaben für Freemium-Games nicht einschätzen.
Aufrufe wie im folgenden Bild dürften die meisten Smartphone Besitzer bereits
mehrere Male gesehen haben…
…wobei dieses Bild beim
einen oder anderen App wohl eher zutreffen würde:
Das Freemium-Geschäftsmodell
wird ebenso in anderen Kategorien erfolgreich verwendet, namentlich in News-,
Musik-, Entertainment-, Schulungs- und Social Networking-Apps. Der Grundsatz
ist jedoch überall der Gleiche: Damit die Erwartungen an die „kostenfreien“
Apps erfüllt und Features freigeschaltet werden, muss man schlussendlich
bezahlen. Die Macher der gesellschaftskritischen Zeichentrickserie South Park haben dem Thema eine ganze Folge gewidmet. Trotz der ausgeprägten Satire und des
schwarzen Humors wird das Freemium-Prinzip ziemlich treffend auf den Punkt
gebracht.
Auch wenn man die Moral
des Freemium-Geschäftsmodells in Frage stellen kann, so ist die Tatsache, dass
man damit gut Geld verdienen kann, unbestritten. Zwar sind im App Store Google
Play weniger als die Hälfte aller Heruntergeladenen Apps auch Freemium-Apps,
trotzdem machen diese 98 % des Umsatzes aus.
Als angehende
Betriebsökonomen können und wollen wir dies gewiss nicht ausser Acht lassen und
haben, basierend von den Inputs von Beni Hirt und von
der Haward Business
School, entsprechend einige Tipps zur Lancierung einer vernünftigen und seriösen Freemium-App zusammengetragen.
- Es soll von Beginn klar sein, welche Features gratis sind und für welche bezahlt werden muss. Dies soll für den Kunden bereits beim Download der App ersichtlich sein.
- Der Kunde muss den für ihn entstehenden Mehrwert durch ein Upgrade verstehen können. Das Geschäftsmodell darf also nicht zu kompliziert aufgebaut sein.
- App-Trends und deren Lebenszyklen sollten berücksichtigt werden. Ein gutes Timing für die Lancierung der App ist empfehlenswert.
- Push-Nachrichten sind sinnvoll, sie dürfen jedoch nicht im Übermasse an den Kunden geschickt werden. Irgendwann nervt sich der Kunde und löscht die App.
- Innovation ist unabdingbar. Der Wert der App muss stets erhöht werden (Prozesse vereinfachen, neue Features anbieten etc.)
- Free-Members, also Kunden, welche nicht für die erweiterten Funktionen zahlen, dürfen nicht unterschätzt werden. Ihr Wert für das Unternehmen definiert sich durch ihre Weiterempfehlungen.
- Kundenservices mit der Möglichkeit für den Kunden, sich in Form von Realtime-Interaktion an den Anbieter zuwenden, erhöhen den Wert der App.
Daniel Gygax und Pascal
Gafner
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