In der letzten IMA 1 Vorlesung
behandelten wir unter anderem das Thema Flagshipstores. Doch was ist ein
Flagshipstore überhaupt? Das Gabler Wirtschaftslexikon definiert den Begriff folgendermassen:
- Begriff: bezeichnet exklusive und einzigartige Filialen von Marken in Großstädten, die ein umfangreiches Angebot des Sortiments führen
- Merkmale: unterscheiden sich i.d.R. von anderen Filialen der Marke durch Ihre Architektur und ihren exklusiven Standort.
Flagshipstores sind somit ein
Aushängeschild für Marken. In diesen Stores können Unternehmen ihre Produkte
optimal präsentieren. +Bruno Bucher widmet dieser spannenden Thematik ein ganzes Kapitel in seinem
E-Book „Digital Marketing“.
Er erwähnt, dass Unternehmen durch Flagshipstores schier alle Möglichkeiten offen
stehen, um Menschen in eine geschaffene, reale Welt zu entführen und dabei alle
ihre Sinne anzusprechen. Diese Möglichkeiten haben digitale Medien seiner
Meinung nach nicht. Er beschreibt die digitalen Mittel anhand des Beispiels
eines Kinofilms, dessen Kunst es ist, Dinge nicht zu zeigen, diese aber im Kopf
der Betrachter entstehen zu lassen. Ein Flagshipstore bietet demgegenüber die
faszinierende Möglichkeit, dass „der Raum mit uns etwas macht“, das über den
Bauch wirkt und von dort vielleicht nie in unser Bewusstsein gelangen wird. In
der nachfolgenden Tabelle zeigt +Bruno Bucher auf, welche
Merkmale ein Flagshipstore typischerweise aufweist:
Bei weiterer Recherche entdeckten
wir einen sehr interessanten Artikel im handelsjournal
zu dieser Thematik. Im Artikel wird Franz Rudolf Esch
zitiert: „Marke erlebbar machen“. Dieser Satz ist unserer Meinung nach der
Grundstein eines Flagshipstores. Die Unternehmen müssen in diesen speziellen
Verkaufsräumlichkeiten den Kunden ihre Produkte als Erlebnis verkaufen. Marc Sasserath, Partner der Markenberatung Musiol Munzinger Sasserath bezeichnet
Flagshipstores im Artikel folgendermassen: „Ein gut gemachter Flagship-Store
ist ein Tempel des Markenerlebnisses. Vor allem für schwer erfahrbare Marken
ist er sehr gut geeignet, um den Kunden an die Produkte und Services heranzuführen
und eine emotionale Bindung zur Marke aufzubauen“. Der Konsument kann im
Flagshipstore für mehrere Stunden bis hin zu einem halben Tag exklusiv in die
Markenwelt des Unternehmens entührt werden. In diesem interaktiven Umfeld
können dem Kunden zusätzliche Informationen über die Marke vermittelt werden.
Dieser baut lernt dadurch mit dem Produkt umzugehen und baut Vertrauen zur
Marke auf.
Doch muss ein solcher Flagshipstore sich finanziell rechnen?
Sasserath sieht
einen Vorzeige-Outlet (Flagshipstore) hauptsächlich als Investition in die
Marke. Seiner Meinung nach kann ein zu erfolgreicher Verkauf in diesem Store
sogar nachteilig sein, da dieses Vertriebsorgan dem klassischen Handel schaden
könnte. Ein klassisches Beispiel dafür ist der Samsung-Experience-Flagshipstore
des Elektronikriesen Samsung im New Yorker Time Warner Center. In diesem Store
wird kein einziges Produkt verkauft. Es dreht sich alles ausschliesslich auf das
interaktive Markenerlebnis.
Der
Markenexperte Karsten Kilian schliesst Renditestreben eines Flagshipstores jedoch nicht
kategorisch aus. Der Gründer des Portals markenlexikon.com erwähnt sogar
Zusatznutzen für den klassischen Handel. „Flagship-Stores pflegen die
Preispolitik und das Image der Marke. Der Kunde wird an erkl.rungsbedürftige
Produkte herangeführt. Dadurch profitiert auch ein MediaMarkt vom Apple-Store oder
eine Drogeriekette vom Nivea-Haus“, sagt Karsten Kilian dazu. Er ist überzeugt
davon, dass fast alle Flagshipstores rentabel sind, obwohl die
Gewinnmaximierung nicht im Vordergrund steht. Fran Rudolf Esch konkludiert,
dass die Investitionen in einem Flagshipstore sich insgesamt rechnen müssen.
Der gesamte
Artikel kann unter diesem Link
abgerufen werden.
Marketing Exzellenz
fasst die Thematik des Nutzen von Flagshipstores mit folgendem Satz zusammen:
„Die Marke für den Kunden mit allen Sinnen erlebbar machen.“ Als sehr
gelungenes Beispiel wird der „Concept-Store“ von BMW in Paris erwähnt. In
folgendem Film kann die Eröffnung dieses Stores betrachtet werden:
Marketing Exzellenz
präsentiert zudem ihre vier „Key Findings“ aus dem BMW „Concept-Store“:
- Marke mit allen (menschlichen) Sinnen erlebbar machen
- Markenwerte definieren die Markenwelt
- Ansprechen aller menschlichen Sinne
- Markenwelt ohne Einflüsse
Die
Beschreibung der „Key Findings“ können auf der Website von Marketing Exzellenz
nachgelesen werden.
Wir sind
fasziniert von den Möglichkeiten und der Wichtigkeit von Flagshipstores zur Vermarktung
von Marken und hoffen, euch diese spannende Thematik auch etwas näher gebracht
zu haben.
Pascal Gafner
& Daniel Gygax